Sächsischer Weiterbildungskreis
für Psychotherapie, Psychoanalyse und
Psychosomatische Medizin Chemnitz e.V.

ImageLogo

Spezielle Psychotraumatherapie für Kinder und Jugendliche

Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie für folgende Aus-/Weiterbildungsziele:

Qualifikation in Spezieller Psychotraumatherapie für Kinder und Jugendliche(DeGPT)

Curriculare Module/Inhalte:



Std. (UE)
I. Theoretische Grundlagen, Diagnostik und Therapie von Traumafolgestörungen bei Kindern und Jugendlichen 24

  • Geschichte der Psychotraumatologie, Entwicklungsneurobiologie, Besonderheiten des Traumagedächtnisses, Kennzeichen spezifischer Traumatisierungen, bindungstheoretische Grundlagen, entwicklungs-psychologische Aspekte, ätiopathogenetische Modelle (allgemeine und spezielle Psychotraumatologie), Überblick über Grundlagenstruktureller dissoziativer Störungsbilder, unterschiedliche Traumatisierungen
    (u. a. traumabedingte Trauer) und ihre Auswirkungen auf das Kind und seine Familie, Einbezug von Eltern, Familie und sozialen Bezugssystemen, kulturelle Aspekte der Traumasymptomatik, Gewalt in Familie und Gesellschaft, Genderaspekte. Besonderheiten der Beziehungsgestaltung zu traumatisierten Kindern, Jugendlichen und ihren Familien und Bezugssystemen sind zu beachten.
  • Überblick zu traumaspezifischen Diagnose- und Behandlungsverfahren, altersangepasste und altersspezifische Diagnostik (mindestens drei standardisierte Testverfahren), Epidemiologie und komorbide Störungen.
  • Überblick über den aktuellen Stand der Psychotherapieforschung im Bereich Trauma mit Bezug auf aktuelle Metaanalysen und Guidelines.
  • Maßnahmen zur Verhinderung erneuter Viktimisierung (z. B. sexuelle Gewalt), relevante juristische Grundkenntnisse (Zivil-, Straf-, Opferrecht; Kinder- und Jugendschutzgesetz, Maßnahmen zur Herstellung von Sicherheit), interdisziplinäre Vernetzung im Bereich Intervention und Schutz von betroffenen Mädchen und Jungen (unter Berücksichtigung rechtlicher Grundlagen); Case-Management.
  • Vermittlung aktueller Möglichkeiten kontinuierlicher Fortbildung (Leitlinien, Diskussion von „Evidence-Based Medicine“, Fachgesellschaften, Fachzeitschriften).

II. Entwicklungsangepasste Techniken zur Stabilisierung, Affektregulation und Ressourcenaktivierung: 16

Die angewandten Verfahren sollten folgende Aspekte berücksichtigen:
  • Psychosoziale Interventionen zur Herstellung von äußerer Sicherheit; Arbeit mit Bezugspersonen
  • Stabilisierung und Ressourcenaktivierung mittels kreativer und altersangemessener Mittel, traumaadaptierte Entspannungsverfahren, altersgerechte kognitive Interventionen
  • Affektregulation und Coping (innerhalb der Bezugssysteme)
  • Abklärung innerer Sicherheit: Suizidalität, Parasuizidalität, Selbstverletzung, Fremdgefährdung
Für folgende Methoden existieren an Kinder bzw. Jugendliche adaptierte Vorgehensweisen:
  • Trauma-fokussierte kognitiv-behaviorale Therapie (KBT): spezifische Interventionen zur Entspannung und Affektregulation
  • Techniken aus der dialektisch-behavioralen Therapie (DBT) für Jugendliche (mit Schwerpunkt auf Unterbrechung intrusiver Phänomene,
  • Selbstverletzung sowie Erlernen von Affektmodulation)
  • Imaginative Techniken Mindestens zwei der erwähnten Techniken müssen praktisch eingeübt, die andere Technik muss ausführlich
  • dargestellt werden. Ein Ausblick auf experimentelle Protokolle kann gegeben werden.
Keines der Verfahren berücksichtigt alle Behandlungsaspekte. Es existieren derzeit keine evidenzbasierten manualisierten Methoden der
Stabilisierung und Affektregulation für den Kinder- und Jugendlichenbereich

III. Überblick über die Behandlung akuter Traumatisierungen und Krisenintervention 8

Dieses Modul umfasst Informationen zu folgenden Themen:
  • Differenzierung von Psychosozialer Notfallversorgung
  • Krisenintervention und Psychotherapie bei Akuter Belastungsreaktion/-störung
  • Phasenverlauf und Erscheinungsbilder akuter Traumatisierungen
  • Traumaspezifische Krisenintervention (u. a. bei Großschadensereignissen).
  • Kenntnisse über Schutz- und Risikofaktoren
  • Kenntnisse von Screeningverfahren im Bereich akuter Traumafolgestörungen
  • Verhinderung von Folgetraumatisierungen, kritischer Einsatz von Akutinterventionen (Evidenzbasis unter Berücksichtigung aktueller
  • Metaanalysen
  • Darstellung der Vorgehensweisen, Information zu existierenden Manualen und zum Stand der Wirksamkeit verschiedener Verfahren)
  • Diagnostik und Behandlung von Akuter Belastungsreaktion/-störung
  • Kooperation und Vernetzung mit Opferhilfe-Organisationen und den Diensten vor Ort
Behandlungsmaßnahmen umfassen (je nach Situation):
  • Sofortmaßnahmen zur Herstellung äußerer Sicherheit und Sicherstellung sekundärer Versorgung
  • Entwicklungsangepasste psychoedukative Interventionen
  • Akutversorgung/Umgang mit Phänomenen akuter Belastungsreaktionen/-störungen
  • Spezifische Kompetenzen bei Interventionen vor Ort (aufsuchende Hilfe, Case-Management)
  • Risikoabschätzung/Prognose für die Entwicklung von Psychotrauma-Folgestörungen nach akuter Traumatisierung
  • Akutpsychotherapie/Akutversorgung -
  • Therapeutisches Handeln zur Reduktion von akutem Stress (Gesprächsführung, imaginative, verhaltenstherapeutische, kognitive, narrative und EMDR Techniken)
Es gibt zum jetzigen Zeitpunkt keine evidenzbasierten Empfehlungen für das Kindes- und Jugendalter. Es sollten Techniken und Vorgehensweisen
vermittelt werden, die die obigen Behandlungsziele einschließen und sich bei der Behandlung von PTBS als effizient erwiesen haben.

IV Behandlung einfacher (non-komplexer) PTBS bei Kindern und Jugendlichen   32

Derzeit sind nach Evidenzstufe 1a Cochrane anerkannte Verfahren: Traumafokussierte kognitiv-behaviorale Therapie (Tf-KBT; IV.a) und EMDR (Eye Movement, Desensitization and Reprocessing; IVb).
Eines der beiden Verfahren wird ausführlich, das andere im Überblick vermittelt.


a) Modul IV.a  Tf-KBT:
  • Traumafokussierte Therapie für Kinder und Jugendliche
  • Einfache und komplexe Traumatisierung – Einführung Tf-KBT
    Prozessverständnis, Therapierahmen und Grundlagen für die
    Bearbeitung
  • Stationäre Therapie – Möglichkeiten und Grenzen und
    fallbezogene Arbeit
  • Pharmakotherapie – Möglichkeiten
    Frühe Interaktionsstörung, frühe Traumata und Mehrgenerationstraumatisierung
    (fallbezogene Arbeit)
    Behandlung komplexer PTBS mit Komorbiditäten


b) Modul IV.b EMDR:
  • Einfache und komplexe Traumatisierung – Einführung EMDR,
    Prozessverständnis, Therapierahmen und Grundlagen für die
    Bearbeitung

V. Behandlung von chronifizierter PTBS mit komplexer komorbider
Symptomatik bei Kindern und Jugendlichen
32

Schwere, wiederholte Traumatisierung wie andauernder sexualisierte
Gewalt in der Kindheit kann zu schwerer und komplexer posttraumatischer Symptomatik führen, die mit einer Vielzahl von komorbiden Störungen oder Symptomen wie Persönlichkeitsstörungen (z.B. Borderline-Persönlichkeits-störung), schwerer Depression, Substanzabhängigkeit oder -missbrauch,
Selbstverletzungen, wiederholter Suizidalität, Störungen des Sozialverhaltens oder schwerer Dissoziation einhergehen kann.
Über die Besonderheiten der Behandlung von Kindern oder Jugendlichen, welche an PTBS mit komplexer komorbider Symptomatik leiden, sollen ausführliche Kenntnisse erworben werden.
Interventionsziel ist hier die Integration des Erlebten und die Wieder-aufnahme der unterbrochenen emotionalen, kognitiven und sozialen Entwicklungslinien:
  • Herstellung intrapsychischer, körperlicher und sozialer Sicherheit und Stabilität (Kinderschutz, biopsychosoziale Sicherheit) in möglichst allen Lebensbereichen des Kindes
  • Beachtung der Besonderheiten der Beziehungsgestaltung durch den Therapeuten
  • Vermittlung von Fähigkeiten zur Affektregulation und funktionaler Interaktion
  • Rekonstruktion des erschütterten Selbst- und Weltbildes, (Re-)Aktivierung von Lebensfreude und Vermittlung von Hoffnung
  • Traumabearbeitung und Integration
  • Fachgerechte Integration komorbider Störungen in einen Behandlungsplan
Entsprechend ihrer klinischen Bedeutung werden den Teilnehmern neben den im Modul IV enthaltenen Verfahren Tf-KBT und EMDR weitere Verfahren vermittelt, hiervon 1, 2, 5 und 6 ausführlich, die Verfahren 3 und 4 in ihrer kinder- und jugendlichenspezifischen Anwendung im Überblick:
  1. Trauma-fokussierte kognitiv-behaviorale Therapie (Tf-KBT)
  2. Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR)
  3. Narrative Expositionstherapie für Kinder und Jugendliche (KIDNET)
  4. Traumazentrierte spieltherapeutische Verfahren
  5. Mehrdimensionale psychodynamische Traumatherapie bei Kindern (MPTT-KJ)
  6. Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie bei Kindern (PITT) 
Adaptationen wie etwa bei der Verwendung eines gruppentherapeutischen Settings wie nach Katastrophen oder Großschadenslagen werden ebenfalls vorgestellt.
Über Behandlungsansätze bei traumabedingter Trauer und Kind- Eltern-Therapie bei Kindern bis drei Jahren wird informiert.

VI Selbsterfahrung und Psychohygiene 8

  • Themenzentrierte Selbsterfahrung (auf der Grundlage der in 4. und 5. vermittelten Verfahren) bei von der DeGPT anerkannten Supervisoren bzw. bei durch ausbildungsberechtigte Institute benannten und entsprechend in Psychotraumatherapie qualifizierten Therapeuten.
  • Psychohygiene für Psychotherapeuten: Anleitung zum Selbstschutz für Behandler

VII Supervision 20

Supervision eigener Behandlungsfälle (nach Möglichkeit video-dokumentiert) durch entsprechend qualifizierte Supervisoren und Supervisorinnen (u.a. Indikationsstellung und Behandlungsplanung) in Einzelsetting oder Gruppen.

Z.. Zertifizierung/Abschlusskolloquium

  • Nachweis von drei supervidierten Fällen und drei schriftliche Fallberichte (4-6 Seiten).
  • Ein Video einer Traumakonfrontationssitzung.


Gesamtstunden
incl. 20 UE Supervision

140

Das Anmeldeformular für die aktuellen Bestandteile der Traumatherapie-Ausbildung finden Sie hier.

Letzte Aktualisierung: 14.01.2022
Startseite  Mail an uns eMail an uns  Impressum Seitenanfang
-->